Faktoren für den Lernerfolg


 
von Christine Tettenhammer
 

Was beeinflusst meinen Lernerfolg?

Was beeinflusst lernerfolg? Ehe Sie damit beginnen, eine neue Sprache zu lernen, sollten Sie sich mit den Faktoren beschäftigen, die Ihren Erfolg beim Lernen im Wesentlichen beeinflussen werden. Wir stellen Ihnen hier in Kürze die wesentlichen Einflussfaktoren vor:
 
Biologische Faktoren
Zu den biologischen Faktoren, die Ihren Lernerfolg beeinflussen werden, zählen zum Beispiel Ihr Alter (hier erfahren Sie mehr über Lernen im Alter) und die Strukturen zur Sprachverarbeitung, die seit Ihrer jüngsten Kindheit in Ihrem Gehirn angelegt sind (auch zu den Lernprozessen im menschlichen Gehirn finden Sie auf unserem Blog mehr Informationen).
 
Soziale Faktoren
Soziale Faktoren, die den Lernerfolg bedingen, sind zum Beispiel das Lernumfeld. Um dieses zu untersuchen, sollten Sie sich die Frage stellen: Wie und wo habe ich Gelegenheit zu lernen? Außerdem spielt ihre persönliche Lernbiographie eine nicht unerhebliche Rolle beim Lernen: Welche Erfahrungen haben Sie bisher beim Lernen von Sprachen gemacht? Wenn Sie an Ihre Schulzeit und den Sprachunterricht dort zurückdenken, welche Gefühle werden da in Ihnen wach? War das eine positive Erfahrung für Sie? Oder lässt Ihnen der Gedanke an eine Französisch-Schulaufgabe immer noch die Haare zu Berge stehen?
 
Linguistische Faktoren
Ein bisschen hängt der Erfolg Ihres Lernen auch davon ab, wie nahe die Sprache, die Sie lernen möchten, mit der bzw. den Sprachen verwandt ist, die Sie bereits sprechen. Auch hierzu haben wir schon einen Artikel auf diesem Blog veröffentlicht und die Frage beantwortet, welche Sprachen für Deutsche leicht zu lernen sind.
 
Individuelle Faktoren
Viele Studien haben belegen können, dass vor allem die Motivation ein ganz wichtiger Faktor beim Sprachenlernen ist: Wer lernen will und Gelegenheit hat das Gelernte auch anzuwenden und auszuprobieren, der lernt schneller und nachhaltiger. Und natürlich ist der Faktor Zeit nicht zu unterschätzen: Es macht einen Unterschied, ob Sie jeden Tag nur zehn Minuten oder gleich eine halbe Stunde ins Lernen investieren können. Neben Motivation und Zeit spielt auch Ihr Lerntypus eine Rolle und welche Strategien Sie beim Spracherwerb einsetzen und anwenden. Nicht jede Strategie macht jeden Lerntyp glücklich.
 
Wichtig ist, dass Sie Ihre ganz persönliche Lernsituation untersuchen, ehe Sie mit dem Lernen einer neuen Sprache beginnen. So werden Sie schnell feststellen, welche Faktoren bei Ihnen persönlich eine große Rolle spielen. So können Sie sich auch bewusst machen, wo Ihre "Archillesferse" beim Sprachenlernen sitzt. Wenn Sie einmal wissen, welche Faktoren den Erfolg Ihres Lernens schmälern, können Sie auch daran arbeiten diese Lern-Bremse zu lockern.
 
Wir stellen Ihnen hier zwei Beispiele vor und geben Tipps und Anregungen, wie man den Lernerfolg dieser Menschen optimieren könnte.
 
Name: Conny
Alter: 35
lernt: Norwegisch (seit 3 Jahren)
Connys Lerngeschichte: "Eigentlich habe ich schon in der Schule Englisch ganz besonders gehasst. Ich mochte weder die Lehrer, noch den Unterricht, noch den Klang der Sprache. Das waren drei ganz, ganz schlechte Voraussetzungen, um gute Noten in diesem Fach nach Hause zu bringen. Ich habe mich dann auch so gut es ging auf die Fächer konzentriert, die mir wirklich Spaß gemacht haben: Mathe und Chemie. Nach dem Abitur habe ich Ingenieurwesen studiert und war heilfroh, endlich nicht mehr so viel mit Sprachen zu tun zu haben. Als ich dann mein Studium beendet hatte, bin ich erfolgreich in ein mittelgroßes Unternehmen eingestiegen und wurde zu einem Kongress nach Norwegen geschickt. Ausgerechnet ich, die ich weder gut Englisch noch überhaupt ein Wort Norwegisch konnte! Der Kongress war langweilig. Spannend aber war, dass ich dort meinen jetzigen Mann (er ist gebürtiger Norweger und arbeitet für eine deutsche Firma) kennengelernt habe. Tja, und dann musste ich wohl doch wieder eine Sprache lernen ..."

 
Unsere Analyse:
Conny lernt der Liebe wegen - das ist eine extrem gute (und hohe) Motivation. Auch wenn Conny beruflich eingespannt ist und wenig Zeit zum Lernen hat, kann Sie diese beiden scheinbaren Nachteile dadurch wieder wettmachen, dass sie ihren ganz persönlichen "Lehrer" immer zu Hause hat. An Gelegenheiten mit ihrem Mann bzw. seiner norwegischen Familie und seinen Freunden zu sprechen wird es ihr bestimmt nicht mangeln. Die vielen netten Gespräche werden sie hoffentlich schnell vergessen lassen, dass sie bisher eigentlich keine guten Erfahrungen mit dem Lernen von Sprachen gemacht hat. Außerdem kann Sie davon profitieren, dass Norwegisch zur selben Sprachfamilie wie das Deutsche gehört und somit viele Überschneidungen und Ähnlichkeiten im Wortschatz und in der Grammatik existieren. Conny muss beim Lernen nur genau aufpassen, wo die Unterschiede liegen, damit sie nichts durcheinanderbringt. Aber genau hinzuschauen, das hat sie als Ingenieurin ja von der Pieke auf gelernt.
Unser Tipp:
Wir empfehlen Conny - zusätzlich zu den Gesprächen mit ihrem Mann - einen Audio-Vokabeltrainer, den sie sich auf ihren mp3-Spieler laden kann. So kann sie die Fahrten zur und von der Arbeit sinnvoll nutzen und ganz nebenbei ihren norwegischen Wortschatz aufstocken.
 

 
Harald und die Assoziationslernmethode Name: Harald
Alter: 58
lernt: Kroatisch (seit 4 Monaten)
Haralds Lerngeschichte:
"Als große Liebe meines Lebens kann ich weniger eine Frau bezeichnen, als mehr die Küste Istriens. Zum ersten Mal war ich 1965 mit meinen Eltern dort. Wir haben den Cousin meines Vaters besucht. Der wohnte in einem kleinen Haus in einem kleinen Dorf in der Nähe von Pula. Der Strand war ganz nah und wir sind schon vor dem Frühstück schwimmen gegangen. Als ich älter war, bin ich immer mit meinem jüngeren Bruder und unseren Freunden nach Kroatien gefahren. Und heute liebäugle ich mit dem Gedanken, irgendwann für immer vor dem Frühstück schwimmen gehen zu können. Damit ich mich jetzt endlich besser mit meinen Bekannten dort unterhalten kann, habe ich angefangen, die Sprache so richtig von Grund auf zu lernen. Ich kann schon so einiges, aber ich vergesse in der Zeit zwischen meinen Urlauben immer wieder Wörter und Ausdrücke, die ich eigentlich schon kann. Und das ärgert mich. Leider wohne ich nicht in der Nähe einer VHS, wo ich einen Kurs besuchen könnte. Also versuche ich mein Glück jetzt seit vier Monaten mit einer Lernsoftware zu Hause am Computer."

 
Unsere Analyse:
Harald ist motiviert zu lernen - die Aussicht später für längere Zeit in Kroatien zu leben ist bestimmt ein schönes Gefühl und etwas, für das es sich zu lernen lohnt. Er hat auch genug Zeit zu lernen. Sein großes Problem sehen wir darin, dass er - abgesehen von seinen Urlaubswochen - wenig Gelegenheit hat Kroatisch zu sprechen und zu üben. Harald ist anscheinend ein Lerntyp, der viel Wortschatz über hören und nachsprechen lernen und behalten kann. Wenn er die Wörter und Wendungen nicht regelmäßig hört, vergisst er sie wieder.
Unser Tipp:
Beim Training mit der Software zu Hause möchten wir Harald empfehlen, sich den Artikel zur Assoziations-Lernmethode auf diesem Blog einmal durchzulesen. Vielleicht kann er mit dieser Lernmethode etwas anfangen und sich über die assoziierten Lernbilder die Vokabeln nachhaltiger und erfolgreicher merken. Um den Nachteil wett zu machen keinen regelmäßigen Kontakt mit Muttersprachlern zu haben, raten wir Harald, vielleicht Zeitungen auf Kroatisch zu lesen (im Internet z.B. www.vecernji.hr, www.jutarnji.hr, www.novilist.hr oder www.slobodnadalmacija.hr) und kroatisches Internetradio (www.surfmusik.de/land/kroatien.html) zu hören. Auch könnte er einen Tandempartner in seiner Nähe suchen oder sich via Skype mit seinen Bekannten in Kroatien unterhalten.
 

 
 

Über die Autorin

Christine Tettenhammer ist Chefredakteurin bei Sprachenlernen24.
 
Zusammen mit ihrem Redaktionsteam verantwortet sie den Sprachenlernen24-Blog, betreut die redaktionelle Erarbeitung der Grammatiken und entwickelt neue Softwarekonzepte.
 
Christine Tettenhammer Christine hat von 1999 bis 2004 Kommunikationswissenschaft, Amerikanistik und Neuere Deutsche Literatur an der Ludwig-Maximilians-Universität in München studiert.
Sie ist ausgebildete Sprecherin und leiht all unseren Deutschaufnahmen ihre Stimme.
In ihrer Freizeit findet man Christine auf Münchens ältester, noch spielender Laienbühne.
 
Sie spricht Englisch, Bairisch, Portugiesisch und Spanisch – verfügt außerdem über erweiterte Grundkenntnisse in Französisch, Kroatisch und Chinesisch.
 
Wenn Christine ins Kino geht, schaut sie sich Filme am liebsten im Original an.
Ihre Liebe zu Büchern in der Originalsprache bekommen auch ihre Bücherregale zu spüren, deren Regalbretter nicht nur an deutschen Autoren schwer zu tragen haben, sondern auch reich befüllt sind mit Werken von Burrhus Frederic Skinner, Philip Roth, Jonathan Safran Foer, Fernando Pessoa, Jorge Amado und vielen anderen.

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Wir betreiben diesen Blog seit 2008 als kostenloses Angebot mit vielen, vielen Tipps rund um das Thema „Wie lerne ich eine Sprache?“.
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