„Tipps zum Sprachenlernen mit Texten: Die "W-Fragen"“


 
von Christine Tettenhammer
 
Sprachenlernen mit Texten Wer, wie, was – wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt, bleibt dumm ...
 
Haben Sie jetzt auch die Titelmelodie der Sesamstraße im Ohr? Dieses Lied bringt das Thema dieses Kapitels genau auf den Punkt. Denn hier geht es darum, wie man sich – mit der Hilfe einiger, kleiner Fragewörter – Texte in einer Fremdsprache schnell und zuverlässig erschließen kann.
 
Diese kleinen Fragewörter kennen Sie vielleicht noch aus dem Deutschunterricht. Dort werden sie immer „die W-Fragen“ genannt. W-Fragen heißen sie deswegen, weil jedes dieser hilfreichen Fragewörtchen mit einem W beginnt.
 
Ehe Sie nun mit dem Fragen loslegen können, sollten Sie sich den Text in der Fremdsprache einmal in Ruhe durchlesen. Lesen Sie den Text wirklich nur ein Mal. Benutzen Sie noch kein Wörterbuch zum Nachschlagen unbekannter Wörter. Die eigentliche Arbeit am Text mit Nachschlagen und Recherchieren beginnen Sie erst, wenn Sie die erste Frage stellen.
 

Die W-Fragen: Ein Merksatz

Hier kommt die Frage aller Fragen, der Merksatz zu dieser Arbeitstechnik:
 
Wer hat wo und wann, was, warum und wie getan?

 
Mit der Hilfe dieser Frage, können Sie einem neuen Text schnell alle wichtigen Informationen entlocken.
 
Aber gehen wir diesen Merksatz nun Schritt für Schritt durch. Natürlich sind nicht immer alle diese einzelnen Fragen für jeden Text beantwortbar.
 

Die W-Fragen:

Wir schlüsseln hier die einzelnen Bestandteile der oben genannten Frage auf und zeigen Ihnen, wie Sie am besten eine Antwort auf jeden Bestandteil der Frage finden.
 
  1. Wer?
    Mit dieser Frage beschäftigen Sie sich mit der handelnden Person/ den handelnden Personen eines Textes.
    Fragen Sie sich: Um wen geht es hier?
    Versuchen Sie die Hauptpersonen und die Nebenfiguren der Handlung zu nennen.
    Fragen Sie sich: Wie werden diese Personen beschrieben?
    Versuchen Sie sich die Personen vorzustellen. Machen Sie sich vor Ihrem inneren Auge ein Bild dieser Person.
    Gehen Sie sogar noch weiter und verschaffen Sie sich eine Vorstellung über den Charakter dieser Person. Fragen Sie sich dazu: Was kennzeichnet diese Person? Ist sie mir sympathisch oder nicht?
  2. Wo?
    Fragen Sie sich: An welchem Ort spielt diese Handlung? Versuchen Sie sich vorzustellen, wie dieser Ort aussieht.
  3. Wann?
    In welcher Zeit ist dieser Text angesiedelt?
    Wenn Sie den Text historisch einordnen können, versuchen Sie sich zu erinnern: Was war in dieser Zeit wichtig? Was waren die großen Ereignisse in dieser Epoche? Wie haben die Menschen damals gelebt?
  4. Was?
    Was passiert hier? Erzählen Sie die Handlung in einem groben Überblick.
    Sie können diese Was-Frage aber auch in eine ganz andere Denkrichtung gehen lassen und sich fragen, was ist die Absicht des Autors dieses Textes? Was möchte der Verfasser des Textes bei mir erreichen?
  5. Warum?
    Suchen Sie nach den Ursachen der Probleme, die im Text beschrieben werden. Treffen Sie eine Aussage darüber, was die Personen in diesem Text motiviert.
    Fragen Sie sich: Warum handeln die Personen in diesem Text so und nicht anders?
  6. Wie?
    Indem Sie sich fragen, wie etwas geschieht, sollten Sie Zugang zu den Gefühlen und Beweggründen der Personen der Handlung bekommen. Fragen Sie sich: Wie hätte ich mich in dieser Situation verhalten? Wie hätte ich mich gefühlt?

Die Antwort auf die W-Fragen in eigenen Worten formulieren

Zum Schluss dieser Übung ist es nun Ihre Aufgabe, eine Antwort auf die Frage „Wer hat wo und wann, was, warum und wie getan?“ in eigenen Worten zu formulieren.
 
Versuchen Sie auf diese Frage in nur wenigen und kurzen, einfachen Sätzen zu antworten. Ganz wichtig!: Formulieren Sie Ihre Antwort in der Fremdsprache!
 
Mit diesen Fragen können Sie sich übrigens jede Art von Text erarbeiten und übersichtlich aufbereiten. Es ist egal, ob Sie die W-Fragen an einen Nachrichtentext, einen Roman, einen Blogartikel, einen Unfallbericht oder an ein Gedicht stellen.
 
Im nächsten Artikel stellen wir Ihnen eine weitere Methode vor, um sich neue Texte zu erarbeiten: das Schreiben von Leseprotokollen
 

 

 
 

Über die Autorin

Christine Tettenhammer ist Chefredakteurin bei Sprachenlernen24.
 
Zusammen mit ihrem Redaktionsteam verantwortet sie den Sprachenlernen24-Blog, betreut die redaktionelle Erarbeitung der Grammatiken und entwickelt neue Softwarekonzepte.
 
Christine Tettenhammer Christine hat von 1999 bis 2004 Kommunikationswissenschaft, Amerikanistik und Neuere Deutsche Literatur an der Ludwig-Maximilians-Universität in München studiert.
Sie ist ausgebildete Sprecherin und leiht all unseren Deutschaufnahmen ihre Stimme.
In ihrer Freizeit findet man Christine auf Münchens ältester, noch spielender Laienbühne.
 
Sie spricht Englisch, Bairisch, Portugiesisch und Spanisch – verfügt außerdem über erweiterte Grundkenntnisse in Französisch, Kroatisch und Chinesisch.
 
Wenn Christine ins Kino geht, schaut sie sich Filme am liebsten im Original an.
Ihre Liebe zu Büchern in der Originalsprache bekommen auch ihre Bücherregale zu spüren, deren Regalbretter nicht nur an deutschen Autoren schwer zu tragen haben, sondern auch reich befüllt sind mit Werken von Burrhus Frederic Skinner, Philip Roth, Jonathan Safran Foer, Fernando Pessoa, Jorge Amado und vielen anderen.

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