Die Schriften der Welt: Blindenschrift - das Braille-Alphabet


 
von Christoph Gollub

 
Das Braille-Alphabet In unserer Serie zu den Schriften der Welt haben Sie bereits eine Vielzahl an Schriftsystemen kennengelernt. So unterschiedlich diese Schriften auch sein mochten, eines haben sie aber doch gemeinsam: Sie alle werden mit den Augen gelesen. Heute möchten wir Ihnen eine Schrift vorstellen, die über den Tastsinn der Finger gelesen wird: Die Braille-Schrift, mit der Blinde lesen und auch – mittels modifizierter Tastaturen – schreiben können.
 
Da sämtliche Schriftsysteme für Sehende ausgelegt sind, waren blinde Menschen seit jeher darauf angewiesen, dass ihnen vorgelesen wurde. Zwar wurden auch zahlreiche Anstrengungen unternommen, ein auch für sie lesbares Schriftsystem zu entwickeln, das den Tastsinn nutzt, doch waren diese Versuche entweder zu kompliziert zu erlernen oder zu fehleranfällig gewesen.
 
Erst im 19. Jahrhundert revolutionierte die Erfindung eines erst 16-jährigen Jugendlichen das Lesen für Blinde grundlegend: die Braille-Schrift.
 

Die Braille-Schrift

Im Jahre 1825 entwickelte der Franzose Louis Braille (1809-1852), der im Alter von drei Jahren vollständig erblindet war, nach vielen Jahren des Experimentierens eine Schrift, die von blinden oder stark sehbehinderten Menschen mittels des Tastsinns erfühlt und somit gelesen werden kann.
 
Das Prinzip dieser Schrift ist dabei verblüffend einfach: Jedem Zeichen (Buchstaben, Zahl, Satzzeichen etc.) ist ein Raster zugeordnet, das zwei Felder in der Breite und drei Felder in der Höhe misst. Je nach Zeichen sind in diese sechs Felder ein oder mehrere Punkte so gestanzt, dass sie mit den Fingern erfühlt werden können. Die in das Papier gestanzten Punkte sind dabei leicht erhöht.
 
Nehmen wir als Beispiel den Buchstaben „a“:
 







 
Hier ist im ersten Feld links oben ein Punkt so gestanzt, dass er erfühlt werden kann, während alle anderen Felder „leer“ sind, also keine Erhebung haben. Hierdurch kann dieses Zeichen eindeutig dem Buchstaben a zugeordnet werden.
 

Erweiterungen der Braille-Schrift

Die Braille-Schrift Das Grund-Alphabet von Louis Braille basiert auf einem Raster von zwei mal drei Feldern, woraus sich 64 verschiedene Kombinationsmöglichkeiten ergeben. Das bedeutet also, dass mit diesem Schriftsystem 64 verschiedene Zeichen dargestellt werden können.
 
Da diese Anzahl an möglichen Zeichen für viele Fachgebiete (Mathematik, Informationstechnologie, Chemie etc.) nicht ausreichend ist, gibt es zu dieser Schrift zahlreiche Modifizierungen, bei denen die Anzahl der Rasterpunkte erhöht oder spezifiziert wurde. So weist beispielsweise das Braille-Raster für die Arbeit am Computer 2 x 4 mögliche Rasterpunkte auf, wodurch sich 256 Kombinationsmöglichkeiten ergeben. Die beiden zusätzlichen möglichen Rasterpunkte finden sich dabei unterhalb des normalen Rasters.
 
Mit einer weiteren Variation des Braille-Alphabets, der Braille-Musikschrift, ist es darüber hinaus möglich, auch komplexe Musiknotationen für Blinde lesbar zu machen.
 

Das Braille-Alphabet

Um Ihnen beim Erlernen der Braille-Schrift behilflich zu sein, finden Sie in den nachfolgenden Tabellen nicht nur das vollständige Alphabet, sondern auch Übersichten über häufige Buchstabenkombinationen und die Umlaute, über die Zahlen sowie die Satzzeichen. Lernen Sie nun zunächst das Braille-Alphabet kennen.
 

Das Braille-Alphabet (A-M)

a

b

c

d

e

f

g

h

i

j

k

l

m














































Das Braille-Alphabet (N-Z)

n

o

p

q

r

s

t

u

v

w

x

y

z





























 
Die Braille-Schrift kennt auch Zeichen für die deutschen Umlaute. Daneben gibt es auch für häufig vorkommende Vokal- und Konsonantenverbindungen einige Kürzel, die wir Ihnen in der folgenden Tabelle vorstellen möchten:
 

Umlaute, Sonderzeichen und Buchstabenverbindungen der Braille-Schrift

ä

äu

au

ch

ei

eu

ie

ö

ü

sch

st

ß



































 

Die Zahlen in der Braille-Schrift

Wenn Sie das Alphabet bereits aufmerksam durchgelesen haben, werden Sie vielleicht bemerken, dass die Ziffern von 1 bis 9 den ersten neun Buchstaben entsprechen und die 0 gleich dem zehnten Buchstaben (j) ist. Um zu vermeiden, dass man Buchstabe und Zahl verwechselt, wird vor eine Zahl immer das Zahlzeichen geschrieben (abgedruckt in der ersten Tabellenspalte).
 

Zahlen der Braille-Schrift

Zahl

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9







































 

Die Satzzeichen der Braille-Schrift

Natürlich können mit der Schrift auch Satzzeichen geschrieben werden, diese können Sie anhand der nachfolgenden Tabelle erlernen.
 

Satzzeichen der Braille-Schrift

.

,

:

;

?

!

( )

-

'











































 
Viel Erfolg beim Erlernen der Braille-Schrift wünscht Ihnen
 















































s

p

r

a

ch

e

n

l

e

r

n

e

n


2

4


 
 

Über den Autor

Christophe Gollub Christoph Gollub (41) hat Pädagogik an der Universität Regensburg studiert sowie ein Zusatzstudium in Interkultureller Handlungskompetenz absolviert und ist seit dem Jahr 2006 in der Redaktion von Sprachenlernen24 tätig.
 
Zu seinen Aufgaben gehören die Mitarbeit am Sprachenlernen24-Blog, die Entwicklung neuer Sprachkurse und Lernkonzepte, redaktionelle Arbeiten und die Betreuung laufender Kursprojekte.
 
An Fremdsprachen spricht er fließend Englisch und Französisch.
Daneben hat er Grundkenntnisse in Spanisch und Polnisch.
Durch die Betreuung verschiedener neuer Sprachkurs-Projekte hat er sich zudem Basiskenntnisse in Arabisch, Hebräisch, Tschechisch und Russisch angeeignet.
 
Zu seinen privaten Leidenschaften gehören das Reisen, die Musik sowie lesen und Rad fahren.
 

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