von Arnold Tiberiu Tolnai
 
 
Auf vier Kontinenten sprechen rund 700 Millionen Menschen eine von 15 romanischen Sprachen. 
Mit 340 Millionen Sprechern ist das Spanische eine der meist gesprochenen Sprachen der Welt.
 
Ladinisch wird von ca. 25.000 Menschen in Südtirol gesprochen. Es zählt zu den kleinsten Sprachgemeinschaften der Welt.
 
Die Sprachfamilie der romanischen Sprachen ist ein Zweig der 
indoeuropäischen Sprachen. 
Im Gegensatz zu anderen Sprachgruppen ist die Ursprungssprache, das 
Vulgärlatein gut bezeugt. 
 
Vulgärlatein meint das 
gesprochene Latein des Volkes und unterscheidet sich ganz deutlich vom literarischen Hochlatein, der „Sprache Ciceros“. Auch ist es nicht 
mit vulgärem Latein gleichzusetzen, das auf den Straßen Roms mit Sicherheit auch zu hören war.
 
Vor 2.500 Jahren war Latein der Dialekt eines kleinen Stadtstaates in Mittelitalien. Durch Eroberungen wurde das 
Vulgärlatein zuerst in Italien und dann in ganz 
Europa verbreitet, wo es sich weiterentwickelt hat und schließlich die vielen romanischen Sprachen und Dialekte zum Vorschein gebracht hat.
 
Das Lateinische selbst, zählt interessanterweise nicht zu den romanischen Sprachen, sondern zu den 
italischen Sprachen, die mit Ausnahme des Lateinischen keine 
„Nachfahren“ hervorgebracht haben.
 
Klassische Einteilung der romanischen Sprachen 
Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten die romanischen Sprachen einzuteilen. Eine klassische Einteilung zählt elf verschiedene Sprachen lateinischen 
Ursprungs. 
Diese Sprachen werden aufgrund morphologischer Unterschiede in zwei großen Kategorien, die westromanischen und die ostromanischen Sprachen unterteilt. 
 
Die 
westromanischen Sprachen werden im Gebiet der sogenannten Westromania gesprochen. 
Hierzu zählen alle europäischen Länder, die westlich von Deutschland liegen. 
 
Zu diesem Sprachraum gehören: Französisch, Okzitanisch, Gaskonisch (
galloromanische Sprachen), Spanisch, Katalanisch, Portugiesisch, Galizisch 
(
iberoromanischen Sprachen), sowie Bündnerromanisch, Ladinisch, Friaulisch (
alpenromanische Sprachen).
 
Zur 
ostromanischen Sprachgruppe gehören Rumänisch, Korsisch, Dalmatisch (ausgestorben) und 
obwohl die Grenze zwischen 
Ost- und 
Westromania mitten durch Italien verläuft, ebenfalls Italienisch. 
 
Als eine alleinstehende Sprache, kann das in Sardinien gesprochene Sardisch betrachtet werden. Es hat viele grammatische und phonetische Elemente des 
Lateinischen bewahrt. Jedoch lässt es sich weder den 
ost- noch den 
westromanischen Sprachen zuordnen.
 
Weitere romanische Sprachen 
Die Liste der romanischen Sprachen lässt sich um ein vielfaches erweitern, berücksichtigt man weitere Sprachen, die auf Grundlage dieser Sprachfamilie 
entstanden sind. Dazu gehören einige 
Kreol- und 
Pidgin-Sprachen, sowie mehrere 
Plansprachen.
 
Plansprachen sind einzelne reformierte, romanische Sprachen oder eine Mischung aus mehreren Sprachen, deren Entwicklung bewusst und planmäßig 
ausgearbeitet wurde. 
Zu den bekanntesten zählen 
Esperanto und 
Interlingua. Mehr als Dreiviertel des Wortschatzes dieser Sprachen sind lateinischen Ursprungs.
 
Kreol- und 
Pidginsprachen sind Sprachen, die in einer Sprachkontaktsituation entstanden sind, also in einer Situation in der zwei oder 
mehrere Sprachen 
miteinander in Verbindung getreten sind. Die meisten dieser Mischsprachen entstanden während der europäischen Kolonisation. 
 
Beispiele dafür sind die 
Lingua Franca (französisch-basierter Wortschatz, 
Kapverdisches Kreol (portugiesisch-basierter Wortschatz) oder 
Palenquero (spanisch-basierter Wortschatz).
 
Ein Sprachvergleich
Innerhalb der romanischen Sprachen gibt es eine Vielzahl von grammatischen Ähnlichkeiten, sowie Ähnlichkeiten im Wortschatz. Die folgende Tabelle zeigt einige 
Beispielsätze, die Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede zeigen.
 
 
	
	
 
	
		| Deutsch | Sie schließt immer das Fenster, bevor sie zu Abend isst. | 
 
	
		| Klassisches Latein | Semper fenestra clausa femina cenat. | 
	
		| Vulgärlatein | Ea semper fenestram claudit antequam cenet.. | 
	 
		| Spanisch | Ella siempre cierra la ventana antes de cenar (comer). | 
	
		| Französisch | Elle ferme toujours la fenêtre avant de dîner (souper). | 
    
		| Rumänisch | Ea închide totdeauna fereastra înainte de cină. | 
	 
		| Portugiesisch | Ela fecha sempre a janela antes de jantar. | 
	
		| Italienisch | (Lei) chiude sempre la finestra prima di cenare. | 
 
	
   
		| Sardisch | Issa semper serrat su balcone antes de chena. | 
	 
		| Okzitanisch | Barra totjorn la fenèstra abans de sopar. | 
	 
		| Katalanisch | Ella tanca sempre la finestra abans de sopar. | 
	 
		| Galizisch | Ela pecha sempre a fiestra (xanela) antes de cear. |