von Veronika Gstöttl
Statistisch betrachtet, spricht jeder Deutsche einen Dialekt. Ob städtisch, ländlich, Standard oder kein Standard - niemand spricht Deutsch in seiner Reinform.
Viele Sprachen der Welt gliedern sich in eine Reihe von Dialekten, die den regionalen und sozialen Hintergrund ihrer Sprecher widerspiegeln.
Ebenso ist auch das Deutsche immer beeinflusst vom sozialen Umfeld, der Bildung und vielen weiteren Faktoren und so verändert sich die „Ursprache“ jedes Einzelnen.
In Deutschland gibt es weit über zwanzig verschiedene Dialekte. Nicht nur jedes Bundesland, sondern auch jede Region innerhalb eines Bundeslandes ist geprägt von seiner
„eigenen Sprache“.
Allgemein wird die Meinung vertreten, dass ein Dialekt nur in ländlichen Gegenden Deutschlands gesprochen wird und dass in größeren Städten durch die Ansammlung vieler
verschiedener Kulturen, der einheimische Dialekt mehr und mehr verschwindet, um die Sprachbarrieren untereinander zu minimieren.
Sprachbarrieren können der Verständigung im Weg stehen, das wird jedoch von der Öffentlichkeit nur in seltenen Fällen wahrgenommen.
Interesse daran regt sich nur, wenn die Verständigungsprobleme unschöne Folgen haben. Denn das größte Problem ist hauptsächlich, dass Dialekte, auch wenn sie zur selben
Sprache gehören, in ihrer gesprochenen Form nicht immer zur gegenseitigen Verständigung beitragen.
Dennoch ist es ein Irrglaube, dass die Dialekte in Deutschland aussterben!
Neben den ländlichen Dialekten haben sich auch in den Städten - vor allem geprägt von den dortigen Jugendkulturen - ganz eigene Dialektformen entwickelt.
Die deutschen Dialekte werden oft als mindere Varianten der deutschen Sprache gesehen.
Aber Kinder, die zweisprachig aufwachsen, entwickeln weit ausgeprägtere sprachliche Fähigkeiten, als Kinder, die während ihrer sprachlichen Entwicklung nur einer Sprache
(oder einer Variante) ausgesetzt sind.
Das macht es ihnen später leichter, neue Sprachen zu lernen und ihren Aufbau schneller zu erfassen und zu verarbeiten.
In verschiedenen Studien konnte nachgewiesen werden, dass auch das Aufwachsen mit einem Dialekt zusammen mit der Standardsprache die Ausbildung dieses „Sprachzentrums“ bei
einem Kind fördert.
Nun möchten wir Ihnen in diesem Artikel auch die Eigenarten einiger deutscher Dialekte vorstellen und haben dafür ein paar Beispiele gesammelt.
Das Bairische:
In Bayern ist alles eine „runde Sache“. Zwiebeltürme, soweit das Auge reicht und der Bierbauch, die zu einem „gstandnem Mannsbuid“ gehört, wie das Oktoberfest zu München
oder „D´Wiesn“ zu „Minga“.
Wer bairische Mundart nicht versteht, ist freilich „a Zuagroaster“. Doch der Bayer ist ein gemütlicher und friedlicher Geselle und lässt sich kaum zu Gefühlsausbrüchen hinreißen.
Wer es jedoch schafft, ihn zu verärgern, wird vermutlich ein brummiges „Du Breznsoizer“, zu Deutsch „Du Brezensalzer“, zu hören bekommen.
Ein „Brezensalzer“ ist für einen Bayern „a Bläder“, ein „dummer Mensch“, der nur Aufgaben erledigen kann, bei denen man nicht denken muss, Brezen zu salzen beispielsweise.
Aber auch „Kreizsacklzement“ oder „Himmeherrschaftzeiten“, übersetzt „Kreuz Sack Zement“ und „Himmel Herrschaft Zeiten“, sind in Bayern beliebte Schmähungen, um seinem Frust
Luft zu machen.
Der Bayer ist eben ein „religionsverbundener“ Mensch, deshalb fallen seine Flüche auch bewusst milde und in Anlehnung an den christlichen Wortschatz aus. Aus Angst „in'd Hei“,
oder eben in „die Hölle“ verbannt zu werden, traut er sich auch bei einem Wutausbruch nicht, Schimpftiraden loszulassen, die sich gegen den „Himmevater“, kurz Gott wenden.
Berlinerisch:
Berlinerisch:
Auch der Berliner hat seine ganz eigene Art zu sprechen. Wer sich auf dem Berliner „Kietz“ herumtreibt und dabei allzu vornehm wirkt, wird sich als „Graf Koks“ betiteln lassen
müssen.Und wer dann auch noch „Fisimatenten“, also „Ausflüchte“ sucht, der kann schon mal damit rechnen, dass sein Gegenüber „vergnazt“, sprich „verärgert“ ist.
Nur wenige wissen, dass viel des Berliner Dialektes vom Jiddischen abgeleitet wird. So müssen viele Berliner ordentlich „malochen“ (hebr. melacha = Arbeit), um „Kies“
(hebr. kessef = Geld) zu verdienen.
In der deutschen Hauptstadt sind die Bewohner aber sonst gewöhnlich ein gelassenes Völkchen und lassen sich von wenig „kirre“ oder „verrückt“ machen.
Sächsisch:
Auch im Sachsenlande kommt es nicht nur auf das richtige Vokabular an, sondern auf die Aussprache, sie stellt den ungeübten Touristen vor „Fissemadenzchen“, also vor so
manches „Problem“.
Wer nur „Gelumbe“, „unnützes Zeug“ von sich gibt, wird schnell sehen, dass mit den Sachsen bei einem „Mährnden“, also einem „trödelnden Menschen“ nicht gut Kirschen essen ist.
Für manche Worte gibt es schon gar kein deutsches Gegenstück mehr. Ein „Kriepl“ ist zwar in Sachsen ein Schimpfwort, aber eher in neckendem Sinne.
Und ein besonders schönes Dialekt-Wort ist das „Modschegiebchen“, ein „Marienkäfer“.
Um die Aussprache zu verbessern gilt folgender Merksatz für Sächsisch-Einsteiger:
Harte Konsonanten wie p oder t werden überwiegend weich ausgesprochen und klingen dann eher nach einem b oder d.
Schwäbisch:
Wenn man in Schwaben mit jemandem reden möchte, wird man vergeblich suchen.
Die Schwaben „schwätze“ nämlich. Auch schimpfen würden sie nie, die West-Bayern „bruddla“, sie „meckern“ demnach sinngemäß übersetzt.
Die „Reigschmeckte“ sind die, die nicht in Schwaben geboren sind, aber dort „schaffe“ oder „lebe“, also „arbeiten“ oder „leben“.
Hauptsächlich drücken die Schwaben sich vor Umlauten wie ö oder ü. Der „König“ wird zum „Keenich“ und ein „Stück“ zu einem „Stick“.
Damit verabschieden wir uns von unseren Lesern mit einem herzlichen „Pfia Gott“, „Nu aber heidi“, „Dschiss“ und „Adele“.