von Daniela Müller
In den Artikeln über Sprachentwicklung konnten Sie bereits nachlesen, dass diese in mehrere Phasen unterteilt ist, die bei allen Kindern
relativ ähnlich verlaufen. Jedoch spielen nicht nur diese Phasen eine Rolle, sondern auch einige andere wichtige Faktoren:
Biologische Voraussetzungen des Spracherwerbs
Das menschliche Hirn wiegt bei der Geburt nur 20 % seines späteren tatsächlichen Gewichts und ist aufgeteilt in eine rechte und
eine linke Hemisphäre, wobei die rechte Hemisphäre das Sprachzentrum beinhaltet. Diese arbeitet jedoch eng zusammen mit der
linken Hemisphäre, die für die Interaktion und angepassten Reaktionen auf bestimmte Situationen verantwortlich ist.
Hierbei ist interessant, dass die genetische Voraussetzung nur eine geringe Rolle für die Sprachentwicklung des Menschen übernimmt.
Einen weit größeren Einfluss übt die Umwelt aus. So können Eltern, Geschwister, die Schule oder Freunde die Sprachentwicklung der
Kinder positiv aber auch negativ beeinflussen.
Kognitive Entwicklung von Kindern
1. Lebensjahr: Kinder verbinden in dieser Phase des Lebens Wörter mit Dingen, die sie auch ansehen oder anfassen können, also Dinge,
die real in ihrer Welt existieren.
Die kognitive sprachliche Entwicklung beginnt bewusst dann, wenn sie anfangen über Dinge zu sprechen, die nicht in ihrem momentanen
Umfeld vorhanden sind, beispielsweise über das Schwimmen, auch wenn kein Schwimmbecken oder See zu sehen ist.
Diese Entwicklung nimmt immer mehr zu im Laufe der Jahre und die Kinder beginnen zu abstrahieren, Verknüpfungen zu erstellen,
Witze oder Wortspiele zu verstehen oder sich retro- und prospektiv auszudrücken.
Sozialinteraktive Grundlagen
Wie bereits erklärt, ist nicht nur die Genetik oder das kognitive Vermögen ausschlaggebend für die sprachliche Entwicklung eines
Kindes. Eine weit größere Rolle spielen sozialinteraktive Aspekte.
Familiensituation: Innerhalb einer Familie gibt es einige Faktoren die beeinflussend wirken können. Ist das Kind ein Einzelkind –
das heißt, lernt es überwiegend Sprache durch die Eltern? Hat es Geschwister und lernt ebenfalls durch diese? Wie gebildet sind die
Eltern? Wie viel Zeit investieren sie aktiv in ihr Kind? Welche soziostrukturellen Voraussetzungen werden dem Kind geboten? Sind
gute Schulen oder Kindergärten in der Nähe? Wie sind die Nachbarn?
Interaktion mit anderen Menschen: Für die Entwicklung spielt ebenso die Interaktion eine Rolle, die die anderen Menschen dem Kind
entgegenbringen. Ist die Umwelt des Kindes von Menschen geprägt, die eher wortkarg Befehle oder Informationen aussprechen oder die
sich stattdessen gewählt ausdrücken oder aber einfach nur unüberlegt drauflosreden? Je nachdem, welche Art dieser Gesprächskulturen
das Kind vorfindet, wird auch dessen Sprachentwicklung beeinflusst.
Das nächste Mal werden wir Ihnen ein paar Tipps bereitstellen, wie Sie Ihr Kind bei dem Erwerb der Muttersprache unterstützen und
fördern können!