von Christoph Gollub

In unserem heutigen Blogartikel möchten wir der Frage nachgehen, was unter dem Begriff
Lingua franca verstanden wird.
Ursprünglich bezeichnete Lingua franca die Verkehrssprache im östlichen Mittelmeerraum, die sich während des Mittelalters gebildet
hatte. Dadurch wurde die Kommunikation zwischen Seeleuten und Händlern unterschiedlicher Herkunft möglich.
Als Ausgangssprache diente der Lingua franca eine (vereinfachte) Variante des Italienischen, die um eine Vielzahl an Begriffen
aus dem Arabischen, Französischen, Griechischen, Spanischen und Türkischen erweitert wurde.
Mit dieser neu geschaffenen Sprache konnten die Menschen, die alle unterschiedliche Muttersprachen sprachen, miteinander in
Kontakt treten und sich verständigen.
Gebraucht wurde diese Sprache in erster Linie für die mündliche Kommunikation, für
schriftliche Aufzeichnungen wurde sie weit seltener verwendet.
Erst im 19. Jahrhundert wurde diese Lingua franca von anderen Verkehrssprachen im mediterranen Handel abgelöst.
Der Name leitet sich mit großer Wahrscheinlichkeit von der damaligen arabischen Gewohnheit ab, Europäer als Franken zu bezeichnen.
Und so wurde die Sprache dann auch genannt: Lingua franca – fränkische Sprache.
Lingua franca heute
In der heutigen Verwendung ist Lingua franca Synonym für eine
Verkehrssprache.
Mit diesem Begriff wird eine Sprache bezeichnet, die es Menschen mit unterschiedlichem muttersprachlichen Hintergrund ermöglicht,
in Kontakt miteinander zu treten und sich ohne Dolmetscher zu verständigen.
Solche Sprachen werden auf internationaler Ebene in Handel, Politik, Wissenschaft, Verwaltung aber natürlich auch im Tourismus
eingesetzt.
Aber auch in Ländern, in denen eine Vielzahl an Sprachgemeinschaften leben, dienen Verkehrssprachen der Verständigung untereinander.
In Indien werden beispielsweise weit mehr als 100 unterschiedliche Sprachen gesprochen. Ohne die Verwendung einer Lingua franca
wäre somit eine Verständigung zwischen unterschiedlichen Muttersprachlern kaum möglich.
Als wichtigste Verkehrssprachen Indiens dienen die beiden Amtssprachen Englisch und Hindi. Daneben gibt es aber je nach Landesteil
auch andere Sprachen, die der Verständigung verschiedensprachiger Bevölkerungsgruppen dienen.
Wichtige Verkehrssprachen
Die wichtigste internationale Verkehrssprache ist natürlich Englisch, das – je nach Schätzung – von bis zu 1,5 Milliarden
Menschen als Mutter-, Zweit- oder Fremdsprache verstanden wird. Das bedeutet, dass Sie sich mit Ihren Englischkenntnissen
jedem vierten Menschen dieser Welt mitteilen können.
Als weitere globale Verkehrssprachen sind neben dem Englischen vor allem Spanisch, Französisch, Russisch, aber auch Arabisch,
Chinesisch, Deutsch und Portugiesisch zu nennen.
Daneben gibt es auch Sprachen, deren Verwendung als Verkehrssprache weitgehend auf eine Region beschränkt bleibt. Als Beispiel
für eine solche Sprache ist etwa Suaheli zu nennen, das rund 80 Millionen Menschen im südöstlichen Afrika (vor allem in Kenia,
Kongo, Tansania und Uganda) als Zweitsprache und Lingua franca dient.
Künstliche Weltsprachen
Immer wieder gab es in der Geschichte auch Anstrengungen künstliche Weltsprachen zu erschaffen, sogenannte
Plansprachen.
Die bekannteste hiervon ist sicherlich Esperanto, das Ende des 19. Jahrhunderts von dem polnischen Sprachwissenschaftler Ludwik
Lejzer Zamenhof erschaffen wurde.
Obwohl sich Esperanto nie wie geplant zu einer wirklichen Welthilfssprache mit einem hohen
Verbreitungsgrad entwickelt hat, wird die Sprache bis heute von Sprachbegeisterten in aller Welt gepflegt und weitergegeben.
Die Zahl der weltweiten Esperantosprecher liegt bei rund einer Million.
Die Webseite der deutschen Esperantogesellschaft erreichen Sie unter folgendem Link:
www.esperanto.de.
Eine weiteres Beispiel für eine künstlich geschaffene Weltsprache ist die Internationale Gebärdensprache (Gestuno). Diese Sprache
wurde entwickelt, um gehörlosen Menschen unterschiedlicher Herkunft – und folglich mit verschiedenen regionalen Varianten von
Gebärdensprache – die Kommunikation untereinander zu ermöglichen.